Dez 2018

TwoHearts-Jugendfestival in Fatima

Portugal, vom 3. bis 5. August 2018

Kinderkrankenhaus Dona Estefânia (Lissabon)

Bereits am 1. August 2018 reiste das Vorbereitungsteam aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Heiligtum Unserer Lieben Frau nach Fatima.

Das Regensburger Team machte vom Flughafen Lissabon aus einen Abstecher zum Krankenhaus Dona Estefânia, wo die hl. Jacinta von Fatima am 20. Februar 1920 mit knapp 10 Jahren verstorben ist. Dem Kind war es ein großes Bedürfnis, für die Bekehrung der Sünder zu beten und dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten. Auch das Gebet für den Heiligen Vater war Jacinta ein Herzensanliegen. Für diese Anliegen betete und opferte sie ohne Unterlass. Wie ihr Bruder Francisco, gestorben 1919, erkrankte auch sie an der Spanischen Grippe. Während ihrer Krankheit hatte Jacinta mehrere Erscheinungen der Muttergottes. So kündigte die Muttergottes dem Kind an, dass es alleine im Krankenhaus sterben würde. Das Alleinsein im Krankenhaus – das fürchtete das Kind wohl am meisten, mehr als alle Leiden. Kurz bevor Jacinta ins Krankenhaus nach Vila Nova de Ourém eingeliefert wurde, gab sie ihrer Cousine Lucia einen Auftrag mit auf den Weg. Jacinta sagte: „Es dauert nicht mehr lange, bis ich in den Himmel gehe. Du bleibst hier, um den Menschen zu sagen, dass Gott die Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens in der Welt fest begründen will … Sage es allen, dass Gott uns die Gnaden durch das Unbefleckte Herz Mariens schenkt, dass die Menschen sie erbitten müssen, dass das Herz Jesus will, dass an seiner Seite auch das Herz unserer himmlischen Mutter verehrt wird. Man soll den Frieden von unserer himmlischen Mutter erbitten, da Gott ihn ihr anvertraut hat.“

Ein großes Vermächtnis, das auch wir uns zu eigen machen dürfen … Am 21. Januar 1920 wurde das Mädchen nach Lissabon gebracht, wo sie zunächst in einem Waisenhaus Aufnahme fand. Ihr Zimmer hatte eine direkte Verbindung zur Hauskapelle, so dass sie beständig zum Tabernakel schauen und mit dem „verborgenen Jesus“ sprechen konnte.

Am 2. Februar wurde sie ins Krankenhaus Dona Estefânia eingeliefert. Weil Jacinta sehr schwach war, ist sie ohne Narkose operiert worden, nur mit örtlicher Betäubung …

Von der Muttergottes waren ihr Tag und Stunde ihres so frühen Todes offenbart worden. Sie solle keine Angst haben, denn Maria werde selbst zu ihr kommen und sie in den Himmel holen. Jacinta bat den Priester kurz vor ihrem Sterben um die Eucharistie. Er vertröstete sie auf den nächsten Tag. So musste Jacinta ohne den Trost der hl. Eucharistie sterben.

Die Postulatorin des Heiligsprechungsprozesses von Francisco und Jacinta, Sr. Angela Coelho, sagte, dass es damals unüblich war, dass jemand alleine gestorben ist und nicht im Kreise seiner Familie. Sie meinte, dass das einsame Sterben der kleinen Jacinta möglicherweise ein Vorausbild war für die heutige Zeit, wo so viele Menschen in Heimen und Krankenhäusern unbegleitet sterben müssten.

„Zeitzeugin“

Am nächsten Vormittag gab uns Ana Reis vom Sekretariat des Fatima-Weltapostolates eine kurze Einführung in das Festivalprogramm. Ana Reis‘ Großvater hatte auf einem Ochsenkarren noch Steine für den Bau der Rosenkranzbasilika herbei geschafft. Anas Großmutter war eine Cousine von Jacinta. Die Familien der Hirtenkinder wohnten in Aljustrel, einem kleinen Dorf in der Nähe von Fatima. Sie waren arm und lebten wie alle Familien von dem, was der Boden hergab. Es war beispielsweise üblich, dass die Kleidung der älteren Kinder von den jüngeren aufgetragen wurde. Anas Großmutter war erst zwei Jahre alt, als Jacinta starb. Sie hatte also keine Erinnerung an ihre Cousine. Aber als sie Erstkommunion hatte, da durfte sie eine Bluse von Jacinta tragen. Man sagte ihr: „Du trägst die Bluse von Jacinta, nun musst du aber auch so gut werden wie sie.“ Genau das versuchte Anas Großmutter in ihrem Leben umzusetzen und auch ihren Kindern und Enkelkindern zu vermitteln. Täglich betete sie den Rosenkranz und lud dazu alle ein, die gerade im Haus waren.

Da wir uns mit Ana Reis nahe der „Berliner Mauer“ getroffen hatten, kam natürlich die Frage auf, warum hier in Fatima ein Stück dieser Mauer stehe. Die Muttergottes hat bei ihrer Erscheinung am 13. Juli 1917 darum gebeten, dass der Papst Russland dem Unbefleckten Herzen Mariens weiht. Diese Weihe wurde aber erst von Papst Johannes Paul II. am 25. März 1984 gültig vollzogen. Wenig später brach der Kommunismus zusammen, 1989 fiel die Berliner Mauer. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an die Worte von Sr. Lucia in einem Brief an den Gründer des Boten von Fatima, Professor Ludwig Fischer. Sie schreibt am 19. März 1940: „Ich höre nicht auf, für Ihr deutsches Vaterland zu beten. Es wird noch zurückkehren zur Herde Christi. Es wird lang, sehr lang gehen. Aber es wird zurückkehren. Und dann werden die beiden Heiligsten Herzen Jesu und Mariens dort in vollem Glanze herrschen.“

Welch ein beglückendes Wort für unser Land! Gerade heute. Und wiederum ist von beiden Herzen die Rede. Unser Team ist durch die Worte von Ana Reis bereits mitten drin im Geschehen von Fatima. Denn wir haben es nicht mit einer Botschaft zu tun, die alt und überholt ist. Nein, die Botschaft von Fatima ist wirklich brandaktuell. Und deswegen möchte die Muttergottes die Botschaft auch den Menschen von heute, speziell den Jugendlichen, ganz neu offenbaren: auch durch TwoHearts. Wie sagte Papst Benedikt XVI. am 13. Mai 2010 doch so schön? „Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich.“

Eröffnung des TwoHearts-Festivals

Vom Heiligtum bekamen wir ein Büro oberhalb der Opferkerzenstelle zur Verfügung gestellt. Dort konnten wir viele Pilger, insbesondere Familien mit Kindern, begrüßen und ihnen unsere Programmzettel mitgeben. Eröffnet wurde das Festival am Freitagabend mit einer hl. Messe in der Rosenkranzbasilika durch Bischof em. Elmar Fischer aus Feldkirch (Österreich). Ihm zur Seite standen Weihbischof Marian Eleganti und Pfr. Luis (Schweiz) sowie Diakon Walter Karger (Deutschland, Fatima-Weltapostolat Diözese Regensburg). Anschließend beteiligten wir uns am offiziellen Programm des Heiligtums, an Rosenkranz und Lichterprozession.

Weg der Kinder

Am Samstagmorgen gingen wir den „Weg der Kinder“. Es ist der Weg, den die Kinder mit ihren Schafen von ihrem Dorf Aljustrel bis zur Cova da Iria gegangen sind. Wie war es hier vor gut 100 Jahren? Keine gepflasterten Wege, nur Gestrüpp, Gras, Wurzeln, Disteln. Im Sommer sengende Hitze. Kaum Schatten. Wie war der Alltag der Kinder? In der Frühe haben sie ihre kleinen Schafherden auf die Weideplätze ihrer Familien getrieben. Sie waren den ganzen Tag unterwegs mit Brotzeit und Wasser. Ihre Eltern wünschten, dass sie den Rosenkranz beteten. Die Kinder wollten gerne gehorchen, aber andererseits konnten sie es kaum erwarten, miteinander zu spielen. Also beteten sie schlau einen „Express-Rosenkranz“. Sie sagten nur die zwei Worte „Vater unser“ und dann 10 x „Ave Maria, ave Maria“ – schon war der Rosenkranz vorüber. Sofort ging es ans Spielen. Sehr gerne spielten sie mit Steinen. Francisco spielte Flöte, die Mädchen sangen oder tanzten. Lucia war temperamentvoll. Francisco war gutmütig und ruhig, Jacinta war eigenwillig und anfänglich leicht „eingeschnappt“. Sie waren somit ganz normale Kinder. Als der Engel ihnen im Frühjahr 1916 zum ersten Mal erschien, da spielten sie. Auch als die Muttergottes ihnen am 13. Mai 1917 zum ersten Mal erschien, waren sie im Spiel begriffen.

Die Kirche hat uns diese beiden heiligen Kinder geschenkt. Sie wollen uns den Weg der geistigen Kindschaft lehren und uns so den Weg in den Himmel weisen. Sie lehren uns, unsere täglichen Pflichten zu erfüllen, aber sie lehren uns auch, einfach nur zu „spielen“, Kind zu sein, ganz auf Vater und Mutter zu vertrauen. An Gottes und Mariens Händen durch’s Leben zu gehen.

Auf dem Rückweg kamen wir zunächst zu einem Ort, der „Valinhos“ genannt wird. „Valinhos“ heißt „kleines Tal“. Hierher haben die Kinder die Herden an Sonn- und Feiertagen geführt, weil der Ort nahe an Aljustrel liegt. Sobald die Schafe satt waren, trieben die Kinder sie zurück in den Stall. Dann gingen sie mit ihren Familien zur Sonntagsmesse. Am Ort Valinhos ist die Muttergottes den Kindern am 19. August 1917, einem Sonntag, erschienen. Normalerweise wäre das am 13. August in der Cova da Iria geschehen, aber da waren die beiden Kinder und Lucia im Gefängnis! Die kleine Jacinta weinte, weil sie ihre Mama vermisste. Ihr Bruder Francisco dagegen hatte eine andere Sorge: Wie schlimm wäre es, wenn sie die Muttergottes nicht mehr sehen dürften. Jacinta weinte, aber Lucia und Francisco ermutigten sie, diesen Schmerz für die Anliegen der Muttergottes aufzuopfern. Die beiden Kinder haben dadurch der Kleinsten auf dem Weg der Heiligkeit hilfreich beigestanden, so die Postulatorin. Auch wir sollen einander auf dem Weg der Heiligkeit gegenseitig behilflich sein.

Weihe

Nach der Mittagspause ging es im „Kongresszentrum Paul VI.“ weiter mit einer Katechese von Weihbischof Marian. Er zelebrierte auch die Hl. Messe am späten Nachmittag und leitete die Vigil bzw. Nachtanbetung. Zu mitternächtlicher Stunde weihten wir uns den beiden Herzen Jesu und Mariens. Am Sonntag früh hielt der Weihbischof eine Katechese zum Thema „Evangelisierung“. Bei der Evangelisierung ist es so: Niemanden drängen, keinen Druck ausüben. Darauf vertrauen: Gott selber bereitet alles vor. Wenn die Zeit reif ist, dann wird alles wie von selbst gehen. Mit tausenden von Gläubigen feierten wir die Sonntagsmesse auf dem gewaltig großen Platz des Heiligtums. Voll Freude fuhren wir in unsere Heimatländer zurück: bereit für das nächste Jugendfestival mit Unserer Lieben Frau in Fatima im Jahr 2019.

Bilder: W. Karger

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