Eifel

„Maria zu Dir kommen wir, Deine Fürbitt´ begehren wir“

Marienverehrung in der Eifel

„Die Eifel ist ein schönes Jagdgebiet, leider wohnen dort Menschen“, so wird Kaiser Wilhelm II. zitiert im Blick auf die Region im Westen Deutschlands, die von Aachen im Norden, Trier im Süden und Köln im Osten begrenzt wird. Im Westen geht sie in Belgien und Luxemburg in die Ardennen über. Die geschichtsreiche Römerstraße von Trier nach Köln durchzog einst die Eifel, römische Soldaten und Zivilisten waren es wohl auch, die den christlichen Glauben in die zuvor heidnischen Gebiete brachten. Köln und Trier waren frühe Bischofssitze, in der Eifel setzte sich das Christentum aber erst im 7. Jahrhundert ganz durch – in der rauen Gegend war das „Heidentum“ in der Bevölkerung tief verankert.

Klöster unter dem Schutz der Gottesmutter

Eines der bekanntesten Klöster in der Nordeifel, die Trappistenabtei Mariawald, wurde im Jahre 1468 gegründet. Anstoß dafür war die Verehrung eines Gnadenbildes der Schmerzhaften Muttergottes, die ein Handwerksmeister aus dem benachbarten Städtchen Heimbach zuvor im Wald aufgestellt hatte. Bis zum Mai 2018 betreuten die Mönche die Pilger. Bereits im Januar 2018 war die Auflösung der Abtei wegen Nachwuchsmangels beschlossen worden. Die Trappistinnenabtei Maria Frieden bei Dahlem (gegründet 1952) ist eines der Tochterklöster. Die Zisterzienser-Abtei Himmerod (1134-1802 und 1922-2017), die unter dem Patrozinium Beata Maria Virgo (Selige Jungfrau Maria) stand, war die erste deutsche Klostergründung durch den hl. Bernhard von Clairvaux, der ein glühender Marienverehrer war. In Kreuzweingarten, einem Stadtteil von Euskirchen, befindet sich seit 1947 im ehemaligen Herrenhaus derer von Mallinckroth die Bildungsstätte Haus Maria Rast, eine Einrichtung der Schönstätter Marienschwestern. Auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken kann die Benediktiner-Abtei Maria Laach, deren romanische Klosteranlage zwischen 1093 und 1216 als Stiftung Heinrichs II. von Laach und seiner Ehefrau Adelheid erbaut wurde. Im heutigen Salvatorianer-Kloster Steinfeld lebte im Mittelalter der Prämonstratensermönch Hermann Josef von Steinfeld († 1241 oder 1252). Der Heilige war von einer tiefen Liebe zur Gottesmutter geprägt, die ihn von Kindesbeinen an bis zum Tode begleitete. Ihre Krönung fand diese in der sogenannten „Mystischen Vermählung“, die der niederländische Maler Anthonis van Dyck 1630 in einem Gemälde festhielt. Dabei erhielt Hermann auch den Beinamen „Joseph“. Das Kloster Maria Martental im Landkreis Cochem-Zell ist am 15. September, dem Fest der Sieben Schmerzen Mariens, geistlicher Anziehungspunkt für zahlreiche Pilger.

Gnadenorte der Gottesmutter

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Abtei Mariawald liegt das Städtchen Heimbach. Seit 1804 pilgern Gläubige zur Schmerzhaften Mutter von Heimbach, einer Pietà, die während der Säkularisation aus der Abtei in die Heimbacher Pfarrkirche St. Clemens gebracht worden war. Heimbach liegt im Bistum Aachen. Im benachbarten Bistum Trier, nahe des Nürburgringes, wird in Barweiler „Unsere Liebe Frau von der Lilie“ verehrt. Seit dem Lilienwunder am Festtag Mariä Geburt im Jahre 1726 pilgern jeweils im September Gläubige aus den Bistümern Aachen, Köln und Trier dorthin. Die Wallfahrtssaison ist jeweils vom 8. September bis zum 13. Oktober, dem Fatima-Tag. Dieser wird in Barweiler gewissermaßen ganzjährig begangen. Auf Initiative von Pfarrer Heinrich Ant, 1992 bis 2015 Wallfahrtsseelsorger in Barweiler, wurde auch 1994 das Anliegen des Friedens in den offiziellen Titel der Wallfahrt aufgenommen: „Unsere Liebe Frau mit der Lilie, Königin des Friedens“. Als Geistlicher Leiter des Fatima-Weltapostolates im Bistum Trier ist er auch Autor des Buches „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz – Die Botschaft von Fatima“, erschienen im Paulinus Verlag Trier.

Eine Mutter und viele Gesichter

Betritt man eine Kirche in der Eifel, so findet man dort zahlreiche Darstellungen der Gottesmutter. Neben der Schmerzhaften Muttergottes, die ihren gekreuzigten Sohn in den Armen hält, ist das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe weit verbreitet. Griechische Ikonen aus dem 14. Jahrhundert kamen meist durch die Volksmissionen der Redemptoristenpatres in die jeweiligen Kirchen. Beliebt ist es auch, vor dem Gnadenbild ein Opferlicht zu entzünden und der Gottesmutter seine Anliegen vorzutragen. Das Jesuskind erblickt bei der Darstellung der immerwährenden Hilfe das von einem Engel getragene Kreuz und verliert, wie durch ein vorahnendes Erschrecken, die linke Sandale. Vergleichbare Mariendarstellungen befinden sich auch in der Pfarrkirche St. Martinus Nettersheim im Bistum Aachen. Die Dorfkirche aus dem Jahre 1784/85 beherbergt aber noch acht weitere Marienbildnisse, so u.a. eine Strahlenkranzmadonna, ein Gemälde mit den Ordensgründern Franziskus und Klara oder ein Kirchenfenster mit Christi Geburt. Blickfang ist das Gemälde aus der Schule Rubens, das sich im barocken Hochaltar befindet und die Verkündigung des Engels an Maria darstellt. Auch aus Nettersheim pilgern die Dorfbewohner schon seit 1826 nach Barweiler, wobei die zweitägige Fußwallfahrt noch durch eine Buswallfahrt ergänzt wird.

Maria allerorten

Die großen Marienwallfahrtsorte Lourdes und Fatima sind auch für die Eifler Pilgerziele. Für all jene, die eine solche Fahrt nicht machen konnten, wurden vor allem Lourdes-Grotten im Freien errichtet oder eine Fatima-Madonna in den Kirchen aufgestellt. Vielerorts findet man auch im Ort kleine Heiligenhäuschen mit Mariendarstellungen – oft die Stiftung frommer Gläubiger für eine Gebetserhörung. Auf Holzkreuzen oder Grabsteinen wird die Gottesmutter figürlich oder als Relief dargestellt. Auch in der Eifel wurde und wird der Marienmonat Mai mit Maiandachten feierlich begangen und im Oktober das Rosenkranzgebet gepflegt. Ein Rosenkranzgebet der besonderen Art gibt es in der Filialkirche St. Rochus in Rodder (Pfarrei Reifferscheid, Bistum Trier). Während einer Pestepidemie im Jahre 1667 gelobte die Dorfbevölkerung, täglich den Rosenkranz zu beten. Bis zum heutigen Tag wird dieses Gelübde vom 1. November bis Ostern in der dem Pestheiligen St. Rochus geweihten Kapelle allabendlich erfüllt.


Eine besonders anmutige Lourdes-Grotte in der Eifel: Für den Pilger, für den Lourdes zu weit war, kam und kommt Lourdes sozusagen in die eigene Heimat.

Bild oben: Den Hochaltar aus der Burg Bad Münstereifel schmückt in der Pfarrkirche St. Martinus Nettersheim ein Gemälde aus der Rubensschule: Mariä Verkündigung.
Bilderquelle: C. Prämaßing

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