Mariä Namen – und ein Blick auf die Beziehungen des Christentums zum Islam

Das Fest Mariä Namen am 12. September ist der Namenstag Mariens. „Der Name der Jungfrau war Maria“ heißt es im Evangelium. In der christlichen Tradition war dieser Name oft ein Gegenstand des Nachdenkens. „Stern des Meeres“ war eine beliebte Deutung. In Gefahren, Ängsten, Stürmen soll man zu Maria, dem Meeresstern aufschauen, ein Zeichen der Hoffnung für den Einzelnen, aber auch für die Christenheit. So erinnert das Fest Mariä Namen an den Sieg über die Türken am 12.09.1683 vor Wien. Der Islam versuchte immer wieder durch Jahrhunderte in einer Zangenbewegung das Abendland zu umfassen, im Westen über Spanien und Portugal und im Osten über den Balkan. Wenn das christliche Heer 1683 die Schlacht am Kahlenberg verloren hätte, dann wäre das Abendland offen gewesen für den Islam. Das Fest Mariä Namen lädt dazu ein, über die Beziehung Christentum – Islam nachzudenken.

Ich tue dies mit drei Orten: Wien – Nazareth – Fatima.

WIEN steht für eine Beziehung der Gewalt. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Regensburger Rede das Thema Religion und Gewalt aufgegriffen.

Seine Worte hatten Aufregung und Verfolgung von Christen zur Folge. Es ging ihm nicht um Anklage und Verurteilung des Islams. Er erwähnte einen Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel Paläologus und einem gebildeten Perser 1391 im Feldlager bei Ankara. Beim Thema Hl. Krieg erklärte der christliche Kaiser, dass Glaubensverbreitung nicht durch Gewalt geschehen dürfe, das sei widersinnig zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat keinen Gefallen am Blut, nicht vernunftgemäß zu handeln ist dem Wesen Gottes zuwider. Wer zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung.“ Darauf müssen politische und religiöse Autoritäten vor allem auch im Islam eine Antwort finden, wie die Schwertverse im Koran mit der Vernunft und Freiheit des Menschen zu vereinbaren sind. Von Anfang an ist der Islam mit Gewalt verbreitet worden. In den Worten und Taten Jesu und im ganzen NT gibt es keinen gewalttätigen Vers. Benedikts Rede war ein prophetisches Wort für das letzte Jahrzehnt und hat teilweise auch zu einem innerislamischen Umdenken geführt.

NAZARETH steht für eine ganz andere Begegnung mit dem Islam in der Gestalt von Charles de Foucauld. 1856 in Straßburg geboren, eine Kindheit in gläubiger Familie, Entscheidung für die Offizierslaufbahn, nach sechs Jahren wegen Disziplinlosigkeit entlassen, incognito eine Forschungsreise durch Nordafrika, entdeckt das gläubige Leben der Muslime, gewinnt eine neue Sicht auf das Christentum, wird Trappist, tritt wieder aus, sucht als Hausknecht in Nazareth seinen Platz, ab 1905 zurück in der Sahara unter den Tuaregs, am 1.12.1916 bei einem Überfall erschossen.

Er hat zu seinem Glauben zurückgefunden, weil Moslems in Marokko und Algerien einen tiefen Eindruck auf ihn machten. Es war vor allem die Haltung der Anbetung Gottes, auch in der Öffentlichkeit. Nicht durch die abgebrühte Frömmigkeit von christlichen Bürgern Frankreichs veränderte sich sein Leben, sondern durch Menschen einer anderen Religion. Er suchte in Nazareth seinen für ihn bestimmten letzten Platz. In Nazareth erging auch bereits der Anruf Gottes an einen bestimmten Menschen, der Anruf der Menschwerdung Gottes. Von Maria wurde eine Antwort des Gehorsams gegeben: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ Gehorsam ist für den Moslem wichtig, bedeutet doch Islam Hingabe, Unterwerfung. Zum Geschehen von Nazareth gehört aber auch das Fragen des Menschen: Wie soll das geschehen? Zwei Mal findet sich im Evangelium das Nachfragen und die Entscheidung des Willens. Bei Mohammed war die Berufung anders. Es war auch der Engel Gabriel, der ihn geradezu mit körperlicher Gewalt zwang, er würgte ihn, bis er nachgab.

FATIMA ist der dritte Ort der islamischchristlichen Begegnung. Fatima ist ein arabischer Name. So hieß die Lieblingstochter von Mohammed. Sie und Maria, die Mutter Jesu sind die wichtigsten Frauen im Islam. Moslems horchen auf, wenn sie den Namen Fatima hören. Woher kommt dieser Name im katholischen Portugal? Eine Überliefung berichtet, dass im 12. Jahrhundert eine junge muslimische Prinzessin in die Gefangenschaft eines christlichen Ritters geriet. Er verliebte sich in sie, Fatima ließ sich taufen und heiratete ihn. Sie starb eines frühen Todes. Der Ritter ging in ein Kloster und wurde Zisterzienser. Er lebte in einer Außenstelle des Klosters und verbrachte in die Kapelle die sterblichen Überreste seiner Frau. Aus dieser Kapelle ist die Pfarrkirche von Fatima geworden.

So erinnert dieser Name an den Kampf der beiden Religionen aber auch an Liebe und Konversion und könnte so eine Botschaft für heute, eine Brücke sein.

Schon bei Mohammed findet sich die Wertschätzung für Maria. Bei der Eroberung Mekkas 630 ließ er alle Statuen zerstören mit einer Ausnahme: die Madonna mit dem Jesuskind verschonte er. In muslimischen Familien findet sich auch das Bild Mariens und Frauen besuchen christliche Kirchen und entzünden Kerzen vor ihrem Bild. Und das Konzil hat vermerkt: „Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen.“

Noch einen vierten Ort könnten wir bedenken. Wir leben nicht in Wien, Nazareth oder Fatima. Dort wo wir leben, begegnen wir Muslimen auf der Straße und in der Nachbarschaft. Wer sind wir und wer sind sie? Und wie gelingt das Zusammenleben? Mit Überzeugung für das Eigene und Respekt für das Fremde. Wir dürfen überzeugt sein, dass das christliche Menschenbild für die Welt von heute immer noch das Beste ist. Das Zeichen des Kreuzes gehört zu uns, und die Kirchtürme, die Feiertage, alles was wir christliches Abendland nennen, unsere bewährte Frömmigkeit und die Stationen Wien, Nazareth, Fatima; wir beten, dass das Fest Mariä Namen einen Weg der Hoffnung für beide Religionen markiert.

Der Autor H. H. Norbert Traub ist Wallfahrtsdirektor von Maria Brünnlein, Wemding im Bistum Eichstätt.

Wallfahrt Maria Brünnlein
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Bild: Traub Norbert

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